Geschichte der Gemeinde

Juden in Freiburg im Mittelalter

Zu Beginn des Jahres 1349 erreichte die Pest die Region Freiburg und Umgebung. Die Bevölkerung warf den jüdischen Bürgern vor, die städtischen Brunnen vergiftet zu haben. Am Neujahrstag des Jahres 1349 stürmte eine aufgebrachte Menge das jüdische Viertel (in der Nähe der heutigen Weberstraße 8) und nahm die etwa 100 Bewohner des jüdischen Viertels fest. Man unterzog einige Personen der »peinlichen Befragung«, ein anderes Wort für Folter. Unter Höllenqualen gaben einige die ihnen zur Last gelegten Verbrechen zu.
Am 30 Januar 1349 wurden bis auf die schwangeren Frauen alle Juden durch Verbrennen hingerichtet. Nicht nur in Freiburg ging man dermaßen brutal gegen jüdische Gemeinden vor. Auch in Basel, Straßburg und Breisach verbrannte man fast alle Juden, denen man zuvor ebenfalls die Vergiftung der Brunnen vorgeworfen hatte.
Allerdings diente die Pest für viele nur als vordergründiger Beweggrund für dieses brutale Verbrechen. Viele Freiburger Bürger waren bei den jüdischen Bürgern hoch verschuldet und erhofften sich somit die Befreiung ihrer Schulden. So war zum Zeitpunkt des Pogroms die Pest in Freiburg noch nicht ausgebrochen. Schon damals fasste der Straßburger Chronist Fritsche Closener zusammen: »Das Vermögen der Juden ist das Gift gewesen, das sie getötet hat«.
In nur einem Monat hatte die Freiburger Bürgerschaft das Jahrhunderte währende jüdische Leben in der Stadt zerstört. In der Folgezeit wagten sich nur noch selten Juden in die Stadt, bis 1401 der Stadtrat ein Dekret erließ, »daz de kein Jude ze Friburg niemmerme sin sol«, welches König Sigismund 1424 bestätigte.
Erst 1809 wurde durch die Judenemanzipation, die der Code Civil Napoleons brachte, Juden wieder gestattet dauerhaft in Freiburg zu siedeln.

1809 bis 1933

Obwohl Juden der ständige Aufenthalt in Freiburg seit 1809 erlaubt war, dauerte es noch fast 60 Jahre bis sich im Februar 1863 eine neue jüdische Gemeinde gebildet hatte. Obwohl die Gemeinde noch der Bezirkssynagoge Breisach unterstellt war, entwickelte sich das jüdische Leben in Freiburg von neuem. Die Gemeinde stellte einen Kantor ein und begann Geld für den Bau einer eigenen Synagoge zu sammeln. Die Finanzierung erwies sich jedoch als äuߟerst schwierig und erst mit Hilfe der jüdischen Gemeinde Mannheim konnte im Herbst 1869 mit dem Bau der neuen Synagoge am Werthmannplatz (heute Platz der alten Synagoge) begonnen werden. Am 23 September 1870 wurde schließlich die neue Synagoge feierlich eingeweiht. Von da an begann sich das jüdische Leben in Freiburg rasant zu entwickeln, sodass schon zur Jahrhundertwende die neue Synagoge zu klein war. Die Pläne einer Erweiterung aus dem Jahr 1912 konnten aber wegen des ausgebrochenen ersten Weltkrieges nicht umgesetzt werden. Erst 1925, auf dem Höhepunkt der Gemeinde, wurde dieses Vorhaben schlieߟlich realisiert. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Gemeinde 1400 Mitglieder.

1933 bis 1945

Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann die systematische Diskriminierung und später Auslöschung des Judentums in Deutschland und im besetzten Europa. In der Progromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde gegen 3 Uhr morgens die Synagoge am Werthmannplatz von SS- und SA-Männern in Brand gesteckt. Die Feuerwehr bekämpfte das Feuer nicht, sondern löschte nur die Reste der niedergebrannten Synagoge ab. Am Vormittag des 10. Novembers wurde die Ruine gesprengt. Nur die Eichenflügel des Hauptportals und einige Kultgegenstände konnten gerettet werden.

Die Situation für Juden wurde immer schlimmer. Man verhängte Ausgangssperren, gab ihnen weniger Lohn und zwang sie in der Rüstungsindustrie zu arbeiten.
Am 22. Oktober 1940 wurden über 360 Juden von Freiburg nach Gurs deportiert. Von ihnen überlebten nur 77 bis zum Ende des Kriegs.

Nachkriegszeit – Aufbau der neuen Gemeinde

Nach Ende des Krieges 1945 kehrten nur wenige Juden nach Freiburg zurück. Dennoch konnte am 7. September 1945 zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder ein jüdischer G’ttesdienst in Freiburg stattfinden. Die Stadt stellte hierfür den Kaufhaussaal zur Verfügung. Ende 1945 konstituierte sich unter dem Namen »Israelitische Landesgemeinde Südbaden« eine neue jüdische Gemeinde.
1946 lebten 45 jüdische Menschen in Freiburg.
Die Gemeinde hatte ihren Sitz zunächst in der Hansjakobstraße 8. 1953 wurde ein Betsaal in der Holbeinstraße 25 eingerichtet. Der französische Militärrabbiner Ben-David stand der jungen Gemeinde stes zur Seite.
Am 16. Juni 1985 wurde der Grundstein für das neue Gemeindezentrum in der Nähe des Münsters gelegt. Das Grundstück hierzu wurde der Gemeinde kostenlos überlassen. Außerdem beteiligte sich die Stadt mit 7 Millionen Mark an den Baukosten. Auch das Land steuerte 3,5 Millionen Mark bei.
Bei der Grundsteinlegung enthüllten Vertreter des Gemeinderats auch die beiden aus der alten Synagoge geretteten eichernen Türflügel, die so wieder in den Gemeindebesitz übergingen und bis heute als Türen zum Betsaal dienen. Am 5. November 1987 wurde das neue Gemeindezentrum feierlich eingeweiht.

Mit der Einwanderung aus den GUS-Staaten seit 1990 wuchs die Gemeinde wieder, sodass sie heute über 750 Mitglieder zählt.

Die Informationen entstammen der Festschrift zum 20-jährigen Bestehen der neuen Synagoge Freiburg und wurden zusammengestellt von Alexander Kim und Christoph Bier.

 

Jubiläumsbuch

Zum 25-jährigen Jubiläum der neuen Synagoge hat die Israelitische Gemeinde Freiburg ein Jubiläumsbuch veröffentlicht.

Darin wird die Geschichte der jüdischen Gemeinden Freiburgs vom Mittelalter bis heute beleuchtet und die heutige Situation beschrieben. Reiche Bebilderung vermittelt einen lebendigen und unmittelbaren Eindruck vom Gemeindeleben.

Das Jubiläumsbuch ist zum Preis von € 15,- erhältlich und kann im Gemeindezentrum erworben werden.

Auch kann das Buch bestellt und per Post zugeschickt werden.

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