Fachtagung „Netzwerk gegen Antisemitismus“
- 9. Juli 2019
- Text und Fotos: Roswitha Strüber
Zu einem Netzwerktreffen gegen Antisemitismus hatten am Dienstag, den 9. Juli 2019 die Amadeu Antonio Stiftung und das Anne Frank Zentrum in das Gemeindezentrum der Israelitischen Gemeinde, Nussmannstrasse 10, eingeladen. Die Tagung, die im Rahmen ihrer Bildungs- und Akionswochen durchgeführt wurde, erfolgte in enger Kooperation mit der Israelitischen Gemeinde Freiburg. Antisemitismus sei eine spezielle und nicht zu vergleichende Ideologie, in der sich die unterschiedlichsten Gruppierungen zusammenfinden, bemerkte Florian Eisheuer von der Amadeu Antonio Stiftung in seinen einführenden Begrüßungsworten. Islamistische Kreise, linksextreme Splittergruppen wie auch NPD-Politiker, Rassisten und Antirassisten, sie alle könnten sich, obwohl sonst heftig verfeindet, in der Antisemitismus-Bewegung als kleinster gemeinsamer Nenner wieder einigen. Die Auswirkungen dieses Phänomens seien Besorgnis erregend, so Eisheuer weiter. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger würden persönlich wie auch im Internet angegangen. Die Opferberatungsstellen verzeichneten täglich antisemitische Vorfälle, von Schmierereien über Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen. Dreiviertel der jüdischen Menschen würden sich in der Öffentlichkeit nicht als Juden zu erkennen geben, nicht nur in einigen größeren Städten, sondern bundesweit.
Irina Katz konnte diese Aussagen nur bestätigen. „Vor wenigen Tagen“, so die Vorsitzende der Freiburger Gemeinde, “hat Herr Dr. Blume, Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus, seinen ersten Bericht zum Thema Antisemitismus dem baden-württembergischen Landtag übergeben. Darin stellt er fest, dass antisemitische Erscheinungsformen weiter verbreitet sind als allgemein angenommen wird, und dass entsprechende Straftaten im vergangene Jahr deutlich zugenommen haben.“ Und weiter führte Katz aus: „Fast täglich erleben jüdische Menschen Beleidigungen, Drohungen und nicht selten auch körperliche Übergriffe, und Freiburg ist davon nicht ausgenommen. Bemerkungen wie „Verschwindet, sonst gieße ich Benzin darüber“ oder „Wir haben euch zu Recht erschossen“ sind Beispiele der Androhungen.“ Wie Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, ergänzte, ist „Jude“ mittlerweile zu einem Schimpfwort geworden.
In mehreren Workshops diskutierten die Teilnehmer verschiedene Möglichkeiten und Maßnahmen, die den unterschiedlichen antisemitischen Erscheinungsformen entgegengesetzt werden müssen.
Im abschließenden gemeinsamen Plenum wurden die Ergebnisse der Workshops vorgetragen, es herrschte Einigkeit darin, dass eine intensive Aufklärungs- und Bildungsarbeit vor allem in der Schule unumgänglich ist. In diesem Zusammenhang ist es zwingend, dass entsprechende Lern- und Lehrprogramme erarbeitet und baldmöglichst umgesetzt werden. Weiterhin wurde deutlich angemahnt, dass entgegen der aktuellen Praxis eine konsequente strafrechtliche Verfolgung antisemitischer Übergriffe in Zukunft erforderlich ist. Politik und Gerichte müssen hierzu die Voraussetzungen schaffen.