Purim im Schatten von Corona
- 25. Februar 2021
- Text: Roswitha Strüber, Fotos: Israelitische Gemeinde Freiburg K.d.ö.R.
Es war manches anders als in den Jahren zuvor. Angesichts des Corona-Geschehens beging die Israelitische Gemeinde Freiburg das diesjährige Purimfest am Donnerstag, den 25. Februar 2021 unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen und Einhaltung der behördlichen Schutzauflagen. Trotzdem blieben Fröhlichkeit und die gute Stimmung der Besucher nicht auf der Strecke, denn Purim ist ein Freudenfest mit Musik und bunten Kostümen. Es erinnert an ein wichtiges Ereignis in der altjüdischen Geschichte, wovon die biblische Esterrolle zu berichten weiß. Mit Mut und Klugheit gelang es Ester, der jüdischen Frau des Perserkönigs Ahasveros, die Ausplünderung und Ermordung ihres Volkes durch Haman, den höchsten Regierungsbeamten des Königs, im letzten Augenblick zu verhindern.
In einem Grußwort, das die Vorstandsvorsitzende Irina Katz durch eine Videoeinspielung ermöglichte, stellt Landesrabbiner Moshe Flomenmann den Bezug der altbiblischen Überlieferung zu unserem heutigen Alltag her. Zwei Gedanken waren für den Rabbiner wichtig. Purim ist ein Fest, das von dem wundertätigen Wirken Gottes kündet. Es sind neben den großen wunderbaren Taten Gottes, wie die berichtete Errettung durch Ester, viele kleine Wunder, die Gott auch heute immer wieder um uns herum und in unserem Leben bewirkt. Wir müssen nur achtgeben und sensibel sein für Gottes Tun. Des weiteren wies der Landesrabbiner auf die Vorbildfunktion hin, die Königin Ester auch nach 2500 Jahren noch besitzt. Mutig ist sie für die Rettung des jüdischen Volkes beim König eingetreten. Sie hat die Position in ihrem Leben, die Gott ihr übertragen hat, angenommen und ausgefüllt, ein Beispiel, das uns als Orientierung dienen kann.
Boris Gschwandtner, Pastoralreferent im Dekanat Freiburg, erwähnte in seinem Grußwort, dass in diesem Jahr Jüdisches Leben in Deutschland auf eine 1700-jährige Geschichte zurückblicken kann. Im Jahr 321 n. Chr. hatte der römische Kaiser Konstantin d. Gr. auf eine Anfrage aus Köln in einem Dekret erlassen, dass künftig Juden in die Ämter der Kurie und Stadtverwaltung berufen werden können. Diese Verordnung ist die früheste historische Quelle, in der die Existenz jüdischer Menschen nördlich der Alpen bestätigt wird.
An Purim ist es Vorschrift, in der Synagoge die Esterrolle zu lesen. Kantor Moshe Hayoun übernahm diese Aufgabe und forderte die Anwesenden auf, sobald der Name Haman in dem Text erwähnt wird, mit den zuvor ausgeteilten Ratschen kräftig zu lärmen; ein unüberhörbares Zeichen der Missbilligung, die dem bösartigen Beamten gegenüber geäußert werden soll.
Ein von der Theatergruppe „Lomir ale“ einstudiertes Stück, das in freier Nacherzählung die Geschehnisse um Ester, ihren königlichen Gemahl Ahasveros, ihren Oheim Mordechai und den Bösewicht Haman zur Aufführung kommen sollte, fiel ebenso der Corona-Verordnung zum Opfer wie ein Bühnenstück des Puppentheaters „bubales“ aus Berlin. Statt der Live-Auftritte waren aber von Irina Katz Videoeinspielungen arrangiert , so dass die Anwesenden nicht ganz auf die bildliche Vergegenwärtigung der Esterrolle verzichten mussten.
Es ist üblich, am Purimfestes Geschenke oder Geldspenden an Arme und Bedürftige auszuteilen. Um diesen schönen Brauch in Erinnerung zu rufen, ließ die Vorstandsvorsitzende zum Ende der Veranstaltung kleine Gabenpäckchen an die Besucherinnen und Besucher austeilen, währenddessen die Musiker der Band Chotsch mit fröhlicher Klezmer-Musik die Veranstaltung in der Synagoge ausklingen ließen.
Zwischenzeitlich hatten fleißige Hände vor dem Gemeindezentrum ein kleines Buffet mit koscherem Wein und den obligatorischen Hamanohren oder Hamantaschen, dem typischen Purimgebäck, gerichtet, das zusammen mit einem bunten Feuerwerk den Schlusspunkt unter ein denkwürdiges Purimfest 2021 setzte.